Der leichte Sitz
Der Reitersitz
Mein Ziel ist es, den Kindern reiterlich einen
harmonischen, ausbalancierten Sitz mit auf den Weg zu geben. Sie sollen ein
Bewusstsein für den Bewegungsablauf des Pferdes bekommen und lernen, wie und
wodurch der Reiter von oben und unten Einfluss nehmen kann, ohne das Pferd
zu stören oder ihm Schmerzen zuzufügen. Sie sollen lernen, mit dem Pferd zu
kommunizieren. Und sie sollen möglichst viel Kompetenz rund um das Thema
Pferd in die Hand bekommen, um eine für alle Beteiligten fröhliche und
sichere Freundschaft mit dem Pferd eingehen zu können.
In Phase I lernen die Kinder auf dem sicher geführten Pferd die Bewegung des Ponys im Schritt und im Trab kennen. Ihr Körper muss lernen, die Auf- und Abwärtsbewegung des Pferderückens mit einer Vorwärts- Rückwärtsbewegung des eigenen Körpers abzufedern. Was ein hohes Maß an Körpergefühl verlangt. Je unverkrampfter und angstfreier das Kind dabei mitmacht, desto schneller gelingt es. Wie lang diese Phase dauert, hängt ausschließlich von der Geschicklichkeit des Kindes ab.
Ganz oben stehen für mich die Sitzschulung und die korrekte Hilfengebung. Das findet zum einen sicherlich in der Sandreitbahn statt. Aber bereits dort mit Hilfe von Hütchen, Stangen, Tonnen und Dualgassen, um optische Unterstützung zu bieten und die Ponys zum Mitmachen anzuregen. Nicht nur zur Lockerung der Seele, vor allem auch zur Lockerung der Bewegungsmuster bauen wir immer wieder Geschicklichkeitsspiele in den Unterricht ein.
Phase II ist eingetreten, wenn das Vertrauen in das Pferd und seine Bewegungen gewachsen ist. Dann bekommen die Kinder die Zügel und damit die Führung der Ponys selbst in die Hand. Dabei passieren oftmals erste Rückschritte, da das Pony die Unsicherheit sofort spürt und lieber eigene Wege geht, als außen herum zu laufen. Die Kinder müssen lernen, richtig und angemessen zu reagieren, um die Kontrolle zu behalten. Anfangs in groben Mustern, später in differenzierten Reithilfen, wie sie auch im Turniersport verlangt werden.
In Phase III folgt nach der Richtungskontrolle die Tempokontrolle des Ponys. Sowohl das Antreiben, als auch das Bremsen, was in beiden Fällen wesentlich differenzierter passiert, als es sich der Laie vorstellt. Klammernde oder klopfende Schenkel und wildes Ziehen am Zügel haben nichts mit Reiten zu tun.
In der Ponyschule lernen die Kinder im Trab zuerst den leichten Sitz, bei dem der Popo aus dem Sattel gehoben wird und der Reiter im Knie- und Fußgelenk locker federt. Dieser Sitz ermöglicht einen sicheren Übergang in schnelleren Gangarten, ohne das Pony zu sehr zu ‚stören’ - und bei richtiger Ausführung ohne Fallgefahr. Erst wenn der leichte Sitz sicher beherrscht wird, lernen die Kinder fein dosiert auch das Aussitzen im Trab und das Leichttraben. Beide Varianten erfordern sehr viel Körper- und Rhythmusgefühl und sind sehr schwer zu lernen – vor allem auch für den Lehrmeister Pferd. Einige der Bewegungsabläufe können in Trockenübungen zuhause einstudiert werden und verstehen sich als Hausaufgaben.
Die Konzentration auf den leichten Sitz ist eine Besonderheit der
Ponyschule, mit der sie sich von konventionellen Reitschulen unterscheidet.
Ein Konzept, das die ausdrückliche Billigung des Sportpädagogen und
‚Sitzpapstes’ Eckart Meyners findet.
Kinder, die diese drei Phasen
erfolgreich ‚durchgestanden’ haben, gelten bei mir in der Ponyschule als
Fortgeschrittene. Sie werden in allen drei Grundgangarten geschult und in
Phase IV an die korrekte Hilfengebung zum Reiten des Pferdes herangeführt.
In dieser Phase haben sie die Kontrolle über sich auf dem Pferd in allen
wesentlichen Bewegungsabläufen sicher verinnerlicht und können jetzt daran
gehen, sich nicht mehr länger nur tragen zu lassen, sondern mit ihrer
Einwirkung die Haltung, Stellung und Biegung des Pferdes zu verbessern. Erst
jetzt beginnt das eigentliche Reiten.
Aufgelockert wird die ständige Schulung des Sitzes und die Verfeinerung der
Hilfengebung durch Bahnfiguren und Spiele hoch zu Ross. Dabei wird die
Körperkoordination gefördert und die Kinder gewinnen mehr Sicherheit.
Zum Seele-baumeln-lassen und um gemeinsam Spaß zu haben, gehe ich auch
immer wieder mit den Kindern ins Gelände. Allerdings nur dann, wenn
mindestens eine erwachsene Person als Begleitung mitkommt und die
Anfängerkinder grundsätzlich geführt werden.